„Wir sind mit der Krise gewachsen“

Die FLÜWO-Vorstände Nina Weigl und Rainer Böttcher blicken auf ein ereignisreiches Jahr zurück. Im Interview erläutern sie, wie der bereits in den Vorjahren eingeleitete Strategieprozess bei der Bewältigung der Corona-Krise hilft und die FLÜWO in doppelter Hinsicht gewachsen ist.

Frau Weigl, Herr Böttcher, wie ordnen Sie das vergangene Jahr 2020 ein?

Rainer Böttcher: Natürlich war die Corona-Krise das prägende Thema 2020. Krisen sind Bewährungsproben, für uns alle, im privaten wie im beruflichen Umfeld. Im März 2020 überschlugen sich von einem Tag auf den anderen die Ereignisse, jeder Tag brachte neue Entwicklungen mit sich. Zuerst stand der Schutz unserer Mieter und Mitarbeiter bei einem gleichzeitigen Erhalt der Arbeitsfähigkeit im Fokus unserer Bemühungen. Und wir sind dankbar und auch stolz darauf, dass uns dies aufgrund unseres schon vor der Krise eingeleiteten Veränderungsprozesses außerordentlich gut gelungen ist.

Nina Weigl: Unser Begleitansatz „Wir begleiten dich – egal, wo du in deinem Leben stehst“ ist in der Krise aktueller denn je. Unser Team Soziales steht unseren Mietern bei Sorgen und Nöten des Alltags mit seinem Hilfsangebot zur Seite. Dazu gehört auch, dass niemand aufgrund der Corona-Krise seine Wohnung bei der FLÜWO verlieren soll. Wir erfüllen unseren genossenschaftlichen Auftrag auch in diesen schwierigen Zeiten und erarbeiten mit Mietern, die in wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sind, tragfähige Lösungen, um möglichst den Erhalt der Wohnung zu sichern. Dass wir hier auf dem richtigen Weg sind, zeigt die geringe Anzahl an Mietrückständen. Zusätzlich unterstützen wir nachbarschaftliche Hilfsangebote und organisieren weitere Hilfen, wenn diese benötigt werden. Außerdem hat die FLÜWO Stiftung viele tolle Aktionen auf die Beine gestellt, um unsere Nachbarschaften auch unter Pandemiebedingungen zusammenzuhalten und Begegnung – wenn auch auf Abstand – zu ermöglichen.

Was hat sich für die Mitarbeiter verändert?

Rainer Böttcher: Seit März 2020 haben wir den Geschäftsbetrieb bis auf wenige Ausnahmen über Mobile-Office-Arbeitsplätze organisiert. Die bis zu diesem Zeitpunkt gelebte Jour-fixe-Praxis in den Abteilungen wird seitdem über Videokonferenzen abgewickelt. Zusätzlich wurde ein wöchentlicher Austausch zwischen dem Vorstand und der gesamten Mitarbeiterschaft etabliert, der nach wie vor auf große Resonanz stößt. Dank den im Rahmen unseres Strategieprozesses bereits eingeleiteten Veränderungen in der Organisationsstruktur und einem damit verbundenen hohen Digitalisierungsgrad hat dies nahezu reibungslos funktioniert. Digitalisierung und Mobile Office waren auch vorher schon wichtig, die wirkliche Relevanz hat sich aber erst in der Krise gezeigt. Auch wie die Mitarbeiter alle mitgezogen haben, war bemerkenswert. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken. Besonders erwähnen möchten wir dabei die Mitarbeiter, die eben nicht im Mobile Office arbeiten konnten, denn Wohnungen lassen sich nicht gänzlich ohne persönliche Besichtigung vermieten und ein Wohnungsbestand lässt sich ebenso nicht vom Schreibtisch aus in Ordnung halten. Unsere anfängliche annähernd wöchentliche Berichterstattung an unser Aufsichtsgremium konnten wir nach organisatorischer Stabilisierung und aufgrund der in unserem Geschäftsmodell geringen negativen Implikationen in die Regelberichterstattung überführen. Persönlich darf ich anmerken, dass mir die „Tür-und-Angel-Kommunikation“, die wir ansonsten innerhalb unserer Organisation praktizieren, im letzten Jahr gefehlt hat.

Nina Weigl: In Gesprächen mit unseren Mitarbeitern hat sich gezeigt, dass die Arbeit im Mobile Office grundsätzlich positiv aufgenommen wird. In diesem Zusammenhang betonen die Mitarbeiter immer wieder, dass die Krise auch für sie selbst als Katalysator hin zu mehr Digitalisierung gewirkt hat. Die hohe Akzeptanz webbasierter Anwendungen, wie wir sie heute haben, wäre ohne die Pandemie wahrscheinlich nicht so schnell zu erreichen gewesen. Auch die offene Kommunikation zu allen Maßnahmen und Risiken für die FLÜWO wurde wertgeschätzt, beispielsweise beim Thema Kurzarbeit, die glücklicherweise nicht angemeldet werden musste. Die Leistungsbereitschaft und der Veränderungswille unserer Mitarbeiter waren zu jeder Zeit beeindruckend. Wir haben in unserer täglichen Arbeit und bei unseren strategischen Projekten keinen Rückschritt oder gar Abbruch erlebt. Ganz im Gegenteil, wir haben große Schritte nach vorne gemacht.

Welche Schritte sind das?

Rainer Böttcher: Um unseren Begleitansatz und die damit verbundenen Angebote für die Mieter nachhaltig und effektiv umzusetzen, ist in jeder unserer Regionen eine Mindestanzahl an Wohnungen notwendig. Diesem von uns formulierten Ziel sind wir ein gutes Stück nähergekommen. Unsere Neubauvorhaben in Stuttgart und Schwetzingen konnten 2020 planmäßig bezogen werden. In diesem Jahr rechnen wir außerdem mit der Fertigstellung unserer Bauvorhaben in Mannheim und Hockenheim, die wir zur schlüsselfertigen Übergabe erworben haben. Darüber hinaus haben wir gemeinsam mit den Organen und Mitarbeitern beider Genossenschaften die Fusion der Heimstättengenossenschaft Blaubeuren auf die FLÜWO realisiert. In den nächsten Monaten wird unser Bestand auf über 10.000 Wohnungen wachsen. Das ist ein großartiges Signal für uns alle, dass sich die Anstrengungen der letzten Jahre gelohnt haben. Entwicklungspotenzial sehen wir jedoch noch bei der Anpassung unserer Regelprozesse an die in vielen Bereichen beschleunigt einsetzende Digitalisierung.

Nina Weigl: Zusammenfassend können wir als Fazit für das zurückliegende Jahr sagen, dass sich die bereits erreichten Meilensteine in den Bereichen Mitarbeiterentwicklung und neuer Arbeitswelt, Organisationsentwicklung, nachhaltiges Wachstum der Bestände, Digitalisierung und weitere Markterschließung bewährt haben. Die FLÜWO ist auf dem richtigen Weg.

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